hass | Der Dienstag dichtet

„Der Dienstag dichtet“ ist eine tolle Schreibaktion von der lieben Katha, die den Dienstag zum Gedichte-Tag ernannt hat! Ihre Gedichte, weitere Infos zu der Aktion und die anderen Teilnehmer*innen findet ihr hier. Für heute hatte ich eigentlich etwas ganz Anderes geplant… Doch, wenn der Tag schon mit so einer Nachricht beginnt, habe ich in meinem Kopf gar keine anderen Gedanken finden können. Es geht um diesen Artikel (Triggerwarnung: Homophobie, Gewalt):

https://www.queer.de/detail.php?article_id=37001

Roland Wiegel engagiert sich in der gleichen Organisation wie ich. Es geht um den Verein SCHLAU, in dem wir ehrenamtlich Aufklärungsworkshops an Schulen geben, zu den Themen sexuelle Orientierung und geschlechtliche Vielfalt geben. Ich bin gerade (mal wieder) etwas geschockt, von dem was dort (mal wieder) passiert ist. Dabei kam irgendwie das hier heraus, auch wenn es nicht ganz ausdrücken kann, wie ich mich gerade fühle:


das gewicht drückt auf die schultern,

drückt sie nach unten.

der blick verfinstert sich,

er blickt in die finsternis.

jedes wort wird zu einer geschichte,

wird zu einem sinn.

das gesicht der geschichte ist der hass,

hass, der alles erfüllt.

die wut steigt in mir auf,

wut auf dich und euch und menschen.

wut weicht hilflosigkeit weicht einsamkeit,

weicht dieser einen frage:

warum sind manche leben für andere nicht lebenswert?


luna.

implodieren.

ich habe das gefühl jede sekunde heimlich, still und leise in tausend stücke zu zersplittern. wenn ich mich nur noch einen millimeter bewege oder noch einen einzigen weiteren gedanken in meinem kopf zulasse, dann werde ich mich in luft auflösen. und das nicht in der schönen variante, in der ich zu staub werde und anmutig durch die gegend schwebe. sondern eher in der variante, dass es einen lauten, dumpfen knall gibt und sich jede meiner körperzellen an einem ganz verschiedenen ort auf dieser welt befindet.



luna.

Ich bin wütend.

Hey ihr Lieben. Eigentlich war ich gerade dabei einen kleinen Blog-Beitrag über Marsha P. Johnson zu schreiben, über sie als Person und als Aktivistin in der LGBTQ+-Szene. Die Schwarze Trans*-Aktivistin wurde heute anlässlich des letzten Tags des Pride-Monats Juni nämlich von Google mit einem Doodle geehrt. Vielleicht habt ihr das mitbekommen. Doch statt einem schönen kleinen Beitrag, gibt es jetzt ein wütendes Gedanken-Loswerden, was ich selbst schade finde.

Nach einem kurzen Aufruf der englischen Wikipedia-Seite war ich (wieder einmal) einfach nur geschockt. Klar, jede*r kann Wikipedia-Einträge verändern und reinschreiben, was immer er oder sie möchte – das ist mir klar, aber so etwas ist einfach nur verletzend. Ich möchte nicht ins Detail gehen, was einem auf der Seite entgegen schlägt – es sind riesige Bilder mit (verstümmelten?) Genitalien. Ich habe sofort den Browser geschlossen und möchte die Seite nicht noch einmal öffnen. (Ich würde es auch niemanden empfehlen, das zu tun!) Vielleicht ist es auch schon wieder geändert, ich weiß es nicht. Aber so etwas überhaupt zu machen, an einem Tag, an dem wahrscheinlich so viele Menschen wie noch nie, die Seite aufrufen – das ist krass und respektlos und unfair.

Die Sache ist die, ich bin verärgert, aufgewühlt und wütend. Ich kann jetzt nicht darüberschreiben, wie schön und wichtig es ist, dass Google das Doodle zu Ehren von Marsha gemacht hat oder dass sie mehr als eine halbe Million US-Dollar an Projekte für Schwarze Trans* Frauen gespendet haben. Manchmal fällt es mir schwer, mich trotz so positiver Entwicklungen (heute vor drei Jahren wurde die Ehe für Alle in Deutschland beschlossen!) nicht in den negativen Momenten zu verrennen.

Am Wochenende war ich in Berlin und habe das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen besucht. Das ist ein großer Kasten, in dessen Inneren ein Film mit verschiedenen queeren Liebesszenen gezeigt wird. Diese kann man durch ein Fenster sehen. Doch dieses ist (wieder einmal) beschädigt worden, es wurde wohl mit Glasflaschen eingeschlagen. Ein Denkmal, das daran erinnert, dass Tausende von Menschen aufgrund ihrer Homosexualität verfolgt, verurteilt, in Konzentrationslager verschleppt, missbraucht und ermordet wurden. Und dann kommt da jemand, ohne jegliche Toleranz, ohne Akzeptanz oder Verständnis und mit nicht mal einem letzten Funken Respekt und versucht, das Denkmal zu zerstören. Sowas will einfach nicht in meinen Kopf gehen. Und das war übrigens nicht das erste Mal. Allein im letzten Jahr gab es neben dem 14.06.20 auch den 09.09.19, 04.08.19, 18.08.19, 09.06.19 und 30.06.19. an denen das Denkmal beschädigt, zerkratzt und mit Farbe beschmiert wurde – trotz Überwachungskamera.

Ich bin wütend und ich bin müde. Ich würde gerne mehr zu queeren Themen bloggen; will versuchen, andere Menschen aufzuwecken und aufzuklären; möchte Visibility zeigen und eine Perspektive bieten; andere Menschen dazu ermutigen, selbst etwas zum Thema beizutragen und so vieles mehr. Gerade in Zeiten, in denen in der Gesellschaft und in den Medien so viel Homo- Bi- und Trans*phobie herrscht. Gerade in solchen Zeiten ist es natürlich besonders wichtig, dem Ganzen eine Gegenstimme zu geben. Aber manchmal kann man eben nichts anderes machen, als einfach seine Wut herauszulassen.


luna.

„und ich bereue nichts. bereust du?“

so viele perfekte momente. so viele ungenutzten chancen. wer weiß, was aus uns geworden wäre, wenn aus uns was geworden wäre. so viel ungelöst, so viel immer noch da. gefühle, zweifel, verwirrung. aber trotzdem immer: du und ich. was würde ich dafür geben, die zeit zurückdrehen zu können. nur dieses eine mal. nur bis zu diesem einen abend. es ist noch so viel ungeklärt zwischen uns. ich wünschte wir würden reden. nur einmal richtig ausprechen. und uns dann gegenseitig abhaken. ohne nach ein paar monaten oder jahren wieder aufeinanderzutreffen und die ganze geschichte von vorne abzuspielen. einmal ein richtiges ende. ohne missverständnisse und falsche hoffnungen. einmal nur du und ich. und nicht mehr. einmal nur wir. für einen einzigen moment. so perfekt, wie es immer war. immer hätte sein können. aber nie sein wird.


luna.