Annie Austen „Bücherliebe“ – Rezension

Hallo ihr Lieben, nachdem es hier nun eine längere Zeit still war, habe ich heute eine (letzte) Rezension und leider eine neue Nachricht: Ich werde diesen Blog nämlich vorerst „deaktivieren“, beziehungsweise erstmal nicht mehr benutzen. Ich merke leider, dass ich aktuell nicht mehr die Kapazitäten dafür habe, da gerade zu viele andere Sachen bei mir anstehen, allen voran die Bachelorarbeit. Und ich würde es einfach zu schade finden, wenn ich hier nur halbherzig dabei bin und ich beim Bloggen eher ein Pflicht- als ein Spaßgefühl habe. Das soll aber nicht heißen, dass ich nie wieder komme. Ich habe unzählige Ideen in meinem Kopf und werde diese vorerst über Instagram ausleben. Da seid ihr herzlich eingeladen, mir zu folgen (lebens.betrunken). Ansonsten danke ich euch für die schöne Zeit und den lieben Austausch! Allen voran bin ich super dankbar dafür, dass ich hier einen ganz tollen Menschen kennenlernen durfte, nightingowl! Und ich werde trotzdem weiterhin mit sehr viel Freude all eure Beiträge lesen! Und nun eine letzte (Blog)Rezension von mir über ein Buch mit einem sehr sehr passendem Thema: Bücherliebe!

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[CN: JKR]

Worum geht es?

Der Titel ist hier Programm: „Bücherliebe – Was Bücherregale über uns verraten“. Es geht um die wunderschöne Welt der Bücher. Wie sortieren wir unsere Bücher in Bücherregalen? Verleihen wir gerne Bücher oder wollen wir all unsere gelesenen Bücher selbst besitzen? Was ist eigentlich ein SuB? Aber es geht auch noch deutlich über unsere eigenen Bücherregale hinaus: In welchen bekannten Filmen sehen wir Bücherregale? Was gibt es für bedeutende Bibliotheken? Was sind die Lieblingsbücher bekannter Autor*innen? Kurz gesagt das Buch beinhaltet alle Fun Facts rund um Bücher!

Wie ist es?

Das Thema des Buchs hat mich natürlich sofort gecatcht. Ein Buch über die Liebe zu Büchern, was könnte schöner sein? Was mir bereits auf den ersten Seiten aufgefallen ist: der Schreibstil von Annie Austen ist super angenehm zu lesen, sehr erfrischend und oft ironisch. Ich musste beim Lesen oft schmunzeln und das lag meistens an dem amüsanten Schreibstil. Doch auch inhaltlich ist das Buch eine wunderbar leichte Lektüre, die sich (leider schon fast zu) schnell durchlesen lässt. Ich bin nur so durch die wenigen Seiten geflogen und habe es als sehr angenehm empfunden, mal den Kopf ausschalten zu können und in die Bücherwelt abzutauchen. Für mich war das Buch eine perfekte Mischung aus interessanten Fakten, unnützem Wissen (aber im positiven Sinne) und lustigen Momenten, die wohl jeder bücherliebende Mensch nachempfinden kann.

Auch die Zitate haben mir sowohl optisch als auch inhaltlich teilweise richtig gut gefallen! Und ich werde mir so manche nochmal rausschreiben! Leider habe ich dennoch einen kleinen Kritikpunkt: Im Buch werden sehr viele bekannte Autor*innen und Werke genannt – da ich viele nicht kante, war das für mich teilweise etwas nichtssagend, aber das ist ja nun mal mein „Problem“ – dennoch ist mir aufgefallen, dass SEHR viele Autoren vertreten waren und nur SEHR wenige Autorinnen, das ist schade! Somit war die Bücherwelt hier sehr männlich dominiert (was ja auch der Realität entspricht), trotzdem hätte ich mir gewünscht, das dies mehr in den Fokus gerückt wird oder bewusst mit der Problematik umgegangen wird. Vor allem, weil bei den wenigen Autorinnen dann (und das war leider vorauszusehen) mehrmals J.K. Rowling erwähnt wird, sie bekommt sogar eine ganze Seite über ihre liebsten Kinderbücher. Das hätte bitte nicht sein müssen! Die JKR Problematik ist jetzt schon lange bekannt.

Mein Fazit

Insgesamt war das Buch ein schöner Zeitvertreib und hat mir ein paar gemütliche Lesestunden beschert. Ich würde es besonders für eben solche Bücherwürmer und Leseratten wie mich empfehlen. Es eignet sich auch super zum Verschenken an andere bücherverrückte Menschen. Trotzdem würde ich sagen, erwartet bei dem Buch nicht zu viel. Es war in Ordnung und hat meine Erwartungen auch erfüllt, aber war ansonsten nicht besonders tiefgründig, sondern eine sehr leichte Lektüre, die bei mir nicht lange nachhallen wird. Aber manchmal ist so ein Buch für zwischendurch ja auch genau das Richtige.

Weitere Informationen

Titel: Bücherliebe

Autorin: Annie Austen

Verlag: Harper Collins

Erscheinungsdatum: 16.02.2021

Seiten: 192

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Franka Frei „Krötensex“ – Rezension

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Es ist wieder so weit, heute gibt es eine neue Rezension von mir! Es hat etwas gedauert, bis ich die richtigen Worte für dieses Buch gefunden hatte – doch heute kann ich es euch endlich vorstellen und von ganzem Herzen empfehlen! Es geht um den Roman „Krötensex“ von Franka Frei, der genau vor einem Monat veröffentlicht wurde. Ich kenne Franka Frei bereits durch ihr erstes Buch „Periode ist politisch“ und durch so manche Online-Lesung – und bin ein sehr großer Fan von ihr und ihrer Arbeit!

Worum geht es?

In „Krötensex“ geht es um die junge Frieda, die irgendwo zwischen Studium, Identitätssuche und Zukunftsängsten steht. Im ersten Teil des Buches ist Frieda in Amerika, einem kleinen Ort in Sachsen, in dem sie ein Semester lang studiert und im Studentenklub neue Bekanntschaften macht. Im zweiten Teil des Buches ist Frieda wieder in ihrer WG in Berlin und verbringt die Zeit zwischen Instagram, Tinder und Praktikum.

Wie ist es?

Kurz gesagt: es ist richtig gut! Ich habe von manchen gehört, denen das Buch zu viel war – anderen war es zu wenig – doch für mich war es genau richtig, und etwas Besonderes! Auch wenn ich nicht glaube, dass ältere Menschen, die nicht Teil dieser Generation sind, dieses Buch verstehen werden. Ich selbst habe mich am Anfang etwas schwergetan mit dem sächsischen Dialekt, doch je mehr man davon liest, desto unterhaltender ist er. Generell ist es so, je mehr man in dieses Buch abtaucht, desto mehr begeistert einen die Themenfülle! Der Roman ist so wunderbar vielfältig. Es geht nicht einfach nur um Freundschaft und Liebe (aber auch!), sondern um: Schönheitsideale, Leistungsdruck, Feminismus, Essstörungen, Menstruation, Veganismus, Zukunftsängste und Selbstzweifel, weibliche Ejakulation, Rechtsextremismus, Bodyshaming, Identitätssuche, völlige Planlosigkeit, Umweltschutz und vieles mehr.

Franka Freis Roman (inklusive aller Charaktere) ist nachdenklich und urkomisch. Vielfältig und bunt. Ernsthaft und lebendig. Und allen voran sehr inspirierend. Ich habe Protagonistin Frieda sehr schnell voll und ganz in mein Herz geschlossen. Und mir erschien sie nie als zu anstrengend, zu viel oder zu laut. Ganz im Gegenteil, sie schien mir stark, mutig, schlagfertig und bewundernswert. Ihre Geschichte kam mir manchmal gar nicht vor wie eine Geschichte aus einem Buch, sondern einfach wie die Erzählung einer Freundin. Und ich finde, das ist das Besondere an dem Roman. Es ist ein Buch, das Themen behandelt, die mich selbst genauso beschäftigen. Ein Buch, das mich im besten Sinne unterhalten und mich zum laut loslachen bringen konnte – aber gleichzeitig ernste Themen behandelt, über die noch zu oft Schweigen herrscht. Und allen voran: ein Buch, bei dem der feministische Grundgedanke nicht zu kurz kommt, sondern vollends ausgeschöpft wurde!

Mein Fazit

Dieses Buch zu lesen, lohnt sich wirklich sehr. Und auch wenn es manchmal als leichte, unterhaltende Lektüre abgestempelt wird – ich finde, es ist sehr viel mehr als das! Es beinhaltet so viele ernste, schwere und wichtige Themen und ist ein mehr als gelungenes Gesamtpaket ist. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich bitte immer genau solche Romane lesen. Mit einer Geschichte, in der man versinken kann, einer ganzen Bandbreite an gesellschaftlich relevanten Themen und einer ordentlichen Portion Feminismus!

Ganz lieben Dank an das Bloggerportal, das mir dieses tolle Buch zur Verfügung gestellt hat!


Weitere Informationen

Titel: Krötensex

Autorin: Franka Frei

Verlag: Heyne Verlag

Erscheinungsdatum: 08.03.2021

Seiten: 448

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Backes & Bettoni „Alle drei Tage“-Rezension

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Triggerwarnung: Gewalt, Missbrauch, Mord!

Hallo ihr Lieben! Nachdem es hier nun fast zwei Wochen still war – und das tut mir leid, bei mir war einfach ein bisschen was los – kommt endlich wieder ein neuer Beitrag! Und zwar eine Rezension über ein Buch, bei dem ich wohl sagen würde, dass es das beste und wichtigste Buch ist, dass ich dieses Jahr lesen durfte. Es geht um das Buch „Alle drei Tage – Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen“ von Laura Backes und Margherita Bettoni. Noch einmal ein großes Dankeschön an das Bloggerportal fürs Bereitstellen des Buchs!

Worum geht es?

Ganz grob gesagt, handelt das Buch von Femiziden. Überwiegend von Femiziden in Deutschland (von denen jährlich etwa ?? verübt werden!!), aber auch in anderen Ländern. Wie wird mit Femiziden umgegangen, wie berichten die Medien über Femizide und wie werden Femizide vor Gericht verurteilt? Es geht um die Männer, die Täter werden. Um die hinterbliebenen Familien. Und allen voran: um die Frauen, die Opfer eines Femizids werden und um die Frauen, die einen Femizidversuch überlebt haben.

Wie ist es?

Dieses Buch ist alles andere als eine leichte Lektüre. Im Gegenteil: es ist verdammt schwere Kost, und darauf sollte mensch sich einstellen. Das Lesen jeder einzelnen Seite tut weh. Ich musste manchmal kurz stoppen, einen Moment innehalten und durchatmen, bevor ich weiterlesen konnte. Und trotzdem habe ich das Buch innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Dieses Buch von Backes und Bettoni ist in jeder Hinsicht unglaublich. Unglaublich erschütternd und aufwühlend. Unglaublich erschreckend und eindrucksvoll. Unglaublich schmerzhaft und heftig. Und vor allem: unglaublich wichtig und notwendig.

Ich durfte durch dieses Buch wirklich sehr viel lernen, allen voran sehr viel Neues. Es umfasst verschiedene Bereiche, beleuchtet Femizide von allen Seiten und untersucht den Kontext der hinter einem Femizid (oder Femizidversuch) steht. Dabei ist das Buch sehr klar strukturiert und liefert jede Menge (grausame) Fakten und Statistiken. Doch das Buch ist keinesfalls theoretisch! Zwischendurch finden sich nämlich die persönlichen Geschichten von Frauen, die einen Mordversuch ihres (Ex-)Partners überlebt haben. Und diese sind besonders schmerzhaft und schwer zu lesen – und einfach unbegreiflich. Aber genau deshalb ist es so unendlich wichtig, sie zu lesen! Die Geschichten dieser Frauen sind real! Femizide gibt es hier und überall. Wir müssen sie benennen, über sie sprechen, sie mit allen Mitteln bekämpfen und verhindern! Femizide sind keine Einzelfälle, sondern ein strukturelles Problem!!

Mein Fazit

Lest dieses Buch (wenn ihr könnt und es für euch nicht (re-)traumatisierend ist!). Ich kann wirklich jeder Person dieses aufrüttelnde Buch empfehlen. Das Lesen wird wehtun. Aber ein Schweigen und Wegschauen tut immer mehr weh. Für mich war es wirklich ein Privileg dieses Buch lesen zu dürfen. Ich bin den beiden Autorinnen mehr als dankbar für dieses Buch – und auch den Frauen, die ihre Geschichten so mit der Öffentlichkeit teilen. Für mich ist „Alle drei Tage“ mit Abstand eines der besten und wichtigsten Bücher des Jahres!


Weitere Informationen

Titel: Alle drei Tage

Autorinnen: Laura Backes und Margherita Bettoni

Verlag: DVA

Erscheinungsdatum: 01.03.2021

Seiten: 208

Noch mehr Infos zum Buch oder zu den Autorinnen und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Britz & Schmitt „V – Alles über das weibliche Geschlecht“ – Rezension

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Triggerwarnung: HP-Content!

Zum Einläuten des Wochenendes gibt es von mir eine neue Rezension über ein sehr neues Buch! Es geht um „V – Alles über das weibliche Geschlecht“ von Josefine Britz und Iris Schmitt, welches erst diesen Montag erschienen ist. Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut (danke auch nochmal ans Bloggerportal) und ich würde dieses Buch auch so gerne lieben – aber leider habe ich doch so manche Kritikpunkte…

Worum geht es?

Wie der Name schon sagt: Es geht um wirklich alles, was das weibliche Geschlecht betrifft. Erstmal um grundlegende Anatomie, um den richtigen Namen (Vulva!), um die Menstruation und Masturbation, um Sex und Verhütung, um Schönheitsideale, Mythen, Scham und Neid. Begleitet wird der Text von jeder Menge Umfragen und Illustrationen.

Wie ist es?

Grundsätzlich ist dieses Buch mehr als wundervoll! Es ist super informativ und lehrreich und hat tatsächlich auch für mich noch einiges Neues enthalten. Es ist zwar ein Sachbuch und die Wissensvermittlung steht im Vordergrund, doch dabei kommt keinesfalls die Unterhaltung zu kurz! Das Buch wird von einem sehr erfrischenden, leichten Schreibstil beherrscht inklusive Ironie und kleiner Witze. Ich musste beim Lesen wirklich mehrere Male schmunzeln. Neben den wertvollen Informationen bietet das Buch auch so so wunderschöne Zeichnungen! Am liebsten würde ich jede abfotografieren und mir in die Wohnung hängen! Ebenfalls toll finde ich, dass die vielen Quellenangaben gleichzeitig auch weitere Empfehlungen sind (so beziehen sich die Autorinnen auf Liv Strömquist, Roxane Gay oder Rupauls Drag Race!). Und ein absolutes Highlight für mich: Im Buch ist eine Anleitung, wie man sich selbst Stoffbinden näht (und eine Anleitung, wie man easy eine Vulva malt)! Das werde ich definitiv beides ausprobieren!

Nun leider zu den Teilen, die mich gestört haben: Allen voran hätte ich mir manchmal eine Triggerwarnung gewünscht (gerade, wenn es plötzlich um sexualisierte Gewalt geht). Auch konnte ich nicht immer einen roten Faden erkennen (aber das war nicht so schlimm!). Problematisch finde ich, dass das Buch sehr binär und heteronormativ aufgebaut ist. Es wird nicht einmal wirklich erwähnt, dass es auch andere Geschlechter gibt, oder dass nicht nur Frauen eine Vulva haben oder menstruieren und dass es nicht nur heterosexuellen Sex/Partnerschaften gibt. Das geht gar nicht und finde ich so schade! (Vor allem weil es unterschwellig schon Bestandteil des Buches oder in Zeichnungen zu finden ist – aber eben nie richtig thematisiert wird!)

Auch leider ein Riesenminus: Das Buch wimmelt nur so von Harry Potter Bezügen, Zeichnungen und Anekdoten. Ich weiß, dass der Umgang mit dem Thema schwierig ist – aber trotzdem muss man dafür eine Lösung finden! Einfach nur ein Hinweis wäre ja schon schön gewesen! Aber da das Buch diese Woche erschien, wäre doch wirklich genug Zeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und gegebenenfalls alle HP-Bezüge zu streichen! Ich weiß, das ist ärgerlich und kann viel Mühe kosten, aber trotzdem! Und ein letzter (großer) Kritikpunkt von mir: Es gibt eine Seite im Buch mit den „Worst/Weirdest Sex Stories“, wo „ganz besonders lustige“ Sexgeschichten geteilt werden – diese finde ich teilweise allerdings gar nicht lustig, sondern teilweise übergriffig und grenzüberschreitend! Gerade bei jungen Leser*innen kann das glaube ich zu ganz falschen Annahmen (nach dem Motto „das ist also normal und ich sollte drüber lachen“) führen.

Mein Fazit

Keine Frage, das Buch ist superwichtig und ich wünschte ich hätte es schon vor vielen Jahren gelesen. Im Idealfall wäre es einfach Pflichtlektüre an jeder Schule. Es war wirklich sehr angenehm zu lesen (gerade auch weil es so unterhaltsam war), daher würde ich es besonders für jüngere Menschen empfehlen, die ihren Körper oder Körper an sich vielleicht gerade erst kennenlernen. Es tut mir selbst leid, aber aufgrund all meiner Kritikpunkte kann ich das Buch leider nicht uneingeschränkt empfehlen. Es ist leider wirklich nicht besonders inklusiv und dadurch an manchen Stellen zu oberflächlich oder problematisch. Dennoch muss ich sagen, dass ich mich von Herzen freue, dass es dieses Buch gibt!


Weitere Informationen

Titel: V – Alles über das weibliche Geschlecht

Autorin: Josefine Britz & Iris Schmitt

Verlag: Südwest Verlag

Erscheinungsdatum: 08.03.2021

Seiten: 256

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Cho Nam-Joo „Kim Jiyoung, geboren 1982” – Rezension

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Heute gibt es auch endlich mal wieder eine neue Rezension, und zwar über ein Buch, das in der letzten Zeit auch sehr stark gehypt wurde – wenn nicht sogar der Hype war. Es geht um den Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von der Autorin Cho Nam-Joo. In Korea ist das Buch bereits ein Bestseller und ein riesiger Erfolg. Am 11.02 erschien er nun auch in Deutschland und dank Wasliestdu durfte ich ein Exemplar lesen und rezensieren (dafür noch einmal vielen Dank)!

Worum geht es?

In dem Roman geht es um eine südkoreanische Frau namens Kim Jiyoung und ihre Lebensgeschichte. Das Aufwachsen in ihrer Familie, ihre Kindheit, ihre Schulzeit, die Jugend, das Erwachsenwerden. Schließlich die Berufswelt, das Gründen einer eigenen Familie und das Älterwerden. Kurz gesagt: Kim Jiyoungs ganz persönliche Geschichte. Das Besondere ist dabei nur, dass Kim Jiyoungs Geschichte eben nicht nur ihre Geschichte ist – sondern, dass diese stellvertretend für fast alle Frauen in Südkorea, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt, steht. (Von vielen wird das Cover daher auch so gedeutet, dass das Gesicht der Frau extra leer ist, da es für alle Frauen steht. Generell finde ich das Cover sehr gelungen und ausdrucksstark!)

Wie ist es?

Keine Frage, dieses Buch ist unglaublich gut und so wichtig! Ich finde es wirklich beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, in so wenige Seiten so viel Inhalt zu bekommen! Das Buch ist so gewaltig und erschütternd. Und ich finde das Besondere an dem Buch ist diese Gegensätzlichkeit: Auf der einen Seite ist der Schreibstil sehr sachlich und nüchtern. Ich hatte das Gefühl ich konnte Kim Jiyoung gar nicht richtig kennenlernen. Sie erschien mir unnahbar und ich wusste fast nichts über sie als Menschen. Auf der anderen Seite macht genau das das Buch aus! Kim Jiyoung konnte nie werden, wer sie sein wollte. Sie kam gar nicht erst in die Lage, Sachen zu hinterfragen, sich zu entscheiden und ihre Meinung zu verkünden. Und obwohl sie mir so unnahbar geblieben ist – hatte ich trotzdem manchmal das Gefühl sie zu sein.

Das Buch thematisiert Inhalte, die wohl jede Frau kennt und sich darin wiederfindet. Es geht um Frauenfeindlichkeit, (Alltags-)Sexismus, Erwartungen, Vorurteile, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Und ich glaube und hoffe, dass dieser Roman für manche ein Anfang sein kann, bestimmte Dinge zu hinterfragen, laut zu werden und sie verändern zu wollen. Mich hat das Buch beim Lesen unglaublich wütend gemacht. Viele Reaktionen, die Kim Jiyoung in ihrem Leben bekam, konnte ich einfach nur kopfschüttelnd und fassungslos hinnehmen – und mich doch in ihnen wiederfinden. Ganz klar: Das Lesen macht traurig. Es deckt so vieles auf! Und gerade deshalb ist es so wichtig.

Mein Fazit

Auch wenn ich den Roman insgesamt sehr schätze und mich das Lesen sehr bereichert hat, habe ich auch ein paar kleine Kritikpunkte. Zum einen war das Buch für mich einfach zu kurz und zu schnell durchgelesen. Ich hätte mir manchmal wirklich mehr Seiten und mehr Tiefe erhofft (auch wenn ich verstehe, dass es wohl genau so sein soll). Auf der anderen Seite habe ich mich mit dem Anfang des Buchs sehr schwergetan, dieser ist sehr gewöhnungsbedürftig. Das Erzählte scheint hier beinahe etwas albern. Doch durchzuhalten, lohnt sich! Ich finde, besonders das Ende hatte es in sich!

Kurz gesagt: Ihr macht nichts falsch, wenn ihr dieses Buch lest. Sogar jede Menge richtig! Stellt euch aber darauf ein, dass es keine leichte Kost ist (und sehr wütend macht!). Ich muss wirklich sagen, das Lesen von „Kim Jiyoung, geboren 1982“ war für mich manchmal echt wie ein Schlag ins Gesicht – aber das irgendwie im positiven Sinne! Also: vollste Empfehlung von mir!


Weitere Informationen

Titel: Kim Jiyoung, geboren 1982

Autorin: Cho Nam-Joo

Übersetzerin: Ki-Hyang Lee

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Erscheinungsdatum: 11.02.2021

Seiten: 208

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Bernardine Evaristo „Mädchen, Frau etc.“ – Rezension

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Ich vermute mal, dass es auch hier kaum jemanden geben wird, der von diesem Buch noch NICHTS gehört – oder es selbst gelesen – hat. Gefühlt war dieses Buch in aller Munde und bei mir gab es kaum einen Tag, an dem das Buch nicht bei Instagram auftauchte. Ich muss aber sagen: völlig zu Recht! Das Buch ist etwas ganz Besonderes und verdient es in aller Munde zu sein. Falls doch jemand das Buch noch nicht kennt: Es geht hier um „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo.

Worum geht es?

Das Buch erzählt die Geschichte von zwölf Menschen in Großbritannien. Von elf Frauen und einer nicht binären Person. Alle Personen bekommen ihre eigene Geschichte – und doch ist letztendlich jede Geschichte mit der anderen auf unterschiedliche Art und Weise verbunden. Jede Geschichte behandelt andere Themen, im Vordergrund stehen dabei jedoch fast immer: Familie, Freundschaft und Liebe. Heimat, Zusammenhalt und Veränderungen. Rassismus- und Sexismuserfahrungen. Einsamkeit und Gemeinschaft. Entscheidungen, Erwartungen und Freiheit.

Wie ist es?

Dieses Buch ist einfach SO gut! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Erst einmal ist das Buch ganz klar strukturiert: Es gibt vier Kapitel mit jeweils drei Geschichten. Die Menschen dieser drei Geschichten stehen meist in einer engeren Beziehung als mit den Menschen aus den anderen Geschichten. Beispielsweise sind es Mutter und Tochter, beste Freundinnen oder Arbeitskolleginnen. Abschließend gibt es ein fünftes Kapitel, in dem alle 12 Personen mehr oder weniger vorkommen – dieses hätte es für mich ehrlich gesagt nicht gebraucht. Ich hätte die Geschichten lieber für sich stehen lassen.

Was ebenfalls außergewöhnlich ist, ist Evaristos Schreibstil. Sie nutzt nämlich keine Satzzeichen. Es gibt keine Punkte, Ausrufezeichen, Fragezeichen oder Anführungszeichen. Als Leser*in beginnt man die Geschichte zu lesen und wird sofort komplett in einen Bann gezogen, aus dem man gar nicht mehr heraus kann oder will.  Es ist wie ein Sog. Und ich habe mich erstaunlicherweise schnell daran gewöhnt und habe das Lesen trotzdem als sehr angenehm erfunden. Ich glaube sogar, dass mich dieser Schreibstil noch mehr an das Buch gefesselt hat.

Und nun zum Inhalt: Jede dieser Geschichten ist so unglaublich und eindrucksvoll, dass ich nach dem Lesen das Buch erst einmal wegpacken und das Geschriebene verdauen musste, bevor ich mich an die nächste Geschichte getraut habe. Ich finde Evaristos Charaktere und ihre Erlebnisse so real und authentisch. Und wirklich jede einzelne Geschichte ist auf ihre eigene Art und Weise: mutig und inspirierend, traurig und schockierend, lehrreich und unterhaltsam, hoffnungsvoll und lebensfroh, verzweifelt und tiefgründig, schonungslos ehrlich und authentisch sowie unendlich wichtig und wunderschön vielfältig.

Mein Fazit

Ich liebe dieses bunte Cover, den ganz besonderen Schreibstil, die einzelnen Geschichten, die so wichtigen (und viel zu häufig noch unterrepräsentierten Figuren, die Verflechtung aller zwölf Personen – und was das Gelesene mit mir gemacht hat. Ich bin wirklich mehr als begeistert von „Mädchen, Frau etc.“ und glaube, dass das Lesen für jeden Menschen sehr bereichernd sein kann. Trotzdem (und das ist jetzt Meckern auf hohem Niveau) war es nicht immer leicht, den Überblick bei all den verschiedenen Personen zu behalten – ich habe mir eine Art Stammbaum gezeichnet. Auch die Übersetzung finde ich manchmal etwas misslungen, allen voran den Titel. Im Original heißt das Buch „Girl, woman and other“ und die nicht binäre Person benutzt das Pronomen „they“. Im Deutschen wurde das mit dem geschlechtsneutralen „sier“ übersetzt. Falls es für euch also die Möglichkeit gibt, empfehle ich euch das Buch in der Originalsprache zu lesen. Aber so oder so: Lest dieses wundervolle Buch! Bei mir wird es noch lange nachhallen.

Noch einmal Danke an Lovelybooks für das Buch und die tolle Leserunde!


Weitere Informationen

Titel: Mädchen, Frau etc.

Autorin: Bernardine Evaristo

Übersetzerin: Tanja Handels

Verlag: Tropen

Erscheinungsdatum: 23.01.2021

Seiten: 512

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Romalyn Tilghman „Die Bücherfrauen“ – Rezension

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Zu später Stunde gibt es heute noch eine Rezension von mir! Vorher habe ich leider keine Zeit gefunden, aber dennoch wollte ich heute endlich noch meine Gedanken zu dem Buch loswerden. Es geht um den Roman „Die Bücherfrauen“ von Romalyn Tilghman, der am 24.02. in Deutschland erscheint. Ich muss sagen, ich war vor dem Lesen des Buchs schon etwas skeptisch, ob es wirklich etwas für mich ist. Aber ich hatte einfach die Hoffnung, dass es ein schnuckeliger Roman über die Bücherliebe ist. Damit lag ich aber leider nicht ganz richtig…

Worum geht es?

In dem Roman geht es um drei Frauen und ihre Schicksale: Angelina schreibt ihre Doktorarbeit über die Bibliotheken in Kansas und reist an den Ort ihrer Kindheit. Traci hat im gleichen Ort eine Arbeit als Gastkünstlerin gefunden, dank dem sie ihrem vorherigen Leben entfliehen und weiterhin ihre Kunst aus Müll machen kann. Gayle lebt schon immer in diesem Ort, hat jedoch nach einem schweren Tornado kein Dach mehr über den Kopf und muss ihr Leben völlig neu aufbauen. Alle drei Frauen treffen aufeinander, beeinflussen sich gegenseitig und tragen zu ihrem jeweiligen „persönlichen Glück“ bei.

Wie ist es?

Das Positive zuerst: Die grundlegende Idee der Geschichte gefällt mir: Drei Schicksale, die sich gemeinsam auf ihrem Weg weiterentwickeln. Auch habe ich viel Neues gelernt über die Bibliotheken in Kansas, über Andrew Carnegie, der all die Baue finanziert hat, und über die Frauen, die sich für die Bibliotheken eingesetzt haben. Aber das ist leider auch das einzig Gute, dass ich zu diesem Buch zu sagen haben. Insgesamt erschien mir der Roman viel zu oberflächlich und fad, teilweise fast schon langweilig. Obwohl das Buch 384 Seiten umfasst, bin ich mit der Geschichte an sich, aber auch mit den drei Protagonistinnen überhaupt nicht warm geworden. Sie erschienen mir sehr distanziert und haben mich in keinster Weise berührt.

Das Buch ist immer abwechselnd aus der Sicht von Angelina, Traci und Gayle geschrieben. Dabei sind die Anteile aber sehr ungleichmäßig verteilt. So bekommt Gayle meist nur ein oder zwei Seiten, obwohl sie doch eigentlich die spannendste und emotionalste Geschichte hat! Dadurch bin ich nie richtig in die Geschichten reingekommen. Aber auch einzeln konnten mich die Protagonistinnen leider nicht abholen. Teilweise wirkten sie etwas klischeehaft. Auch ihre scheinbaren Entwicklungen wurden nicht authentisch dargestellt und kamen für mich aus heiterem Himmel! Alle haben noch eine plötzliche Liebesgeschichte bekommen (kann ja auch nicht ohne gehen), die so unerwartet kam, dass ich wirklich verwirrt war. Beispiel: eine der Frauen trifft einen Mann, er fährt sie nach Hause (weil sie krank ist) und dann sitzt er plötzlich die ganzen nächsten Tage an ihrem Bett und dann sind sie zusammen?? Und nein, vorher hatten sie sich noch nie gesehen!

Teilweise hat das Buch kleine Randbemerkungen enthalten, die für mich einen komischen Beigeschmack hatten. Ich würde nicht sagen, dass sie sexistisch waren – aber sie gingen eben manchmal in eine etwas komische, stereotype Richtung. Manchmal wurden bestimmte Sachen auch nicht noch einmal thematisiert oder hinterfragt, was ich sehr schade finde. So sieht Traci zum Beispiel am Anfang ein Schild, auf dem „Gott hasst Schwule“ steht – und das wird nicht weiter thematisiert! Warum muss es dann vorkommen? Auch wird die Schwangerschaft eines jungen Mädchens thematisiert (aber überhaupt nicht ausreichend) und manchmal wurden auch etwas zweifelhafte Formulierungen gewählt.

Mein Fazit

Insgesamt kann ich es leider nicht anders sagen, als dass ich super enttäuscht von diesem Buch bin. Ich dachte bei dem Titel „Die Bücherfrauen“ kann ich nicht viel falsch machen (Bücher? Mag ich! Frauen? Mag ich!), aber der Roman war leider so fad und farblos und nichtssagend. Ich habe es echt selten, dass ich so gar keine Bindung zu den Protagonist*innen aufbauen kann, aber das war hier leider der Fall. Das Ende war übrigens auch nochmal echt der Hammer, denn alle Probleme haben sich plötzlich in Luft aufgelöst, alle waren glücklich und reich! Traumhaft, oder? Von mir gibt es also leider keine Empfehlung für „Die Bücherfrauen“ – und ich muss leider auch sagen, dass es vielen in der gemeinsamen Lovelybooks-Leserunde ähnlich ging. Das ist echt schade! (Trotzdem noch einmal vielen Dank an Lovelybooks für das Rezensionsexemplar!)


Weitere Informationen

Titel: Die Bücherfrauen

Autorin: Romalyn Tilghman

Übersetzerin: Britt Somann-Jung

Verlag: S. Fischer Verlage

Erscheinungsdatum: 24.02.2021

Seiten: 384

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Büttner, Schadwinkel, Stockrahm „Ist das normal?“ – Rezension

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Heute gibt es eine neue – und etwas besondere – Rezension. Denn obwohl wir erst Mitte Februar haben, möchte ich euch heute ein Buch vorstellen, dass wohl zu meinen Jahreshighlights 2021 zählt! Und zwar geht es um das Buch „Ist das normal? Sprechen wir über Sex, wie du ihn willst“ von Melanie Büttner, Alina Schadwinkel und Sven Stockrahm. Dazu gibt es auch einen Podcast von der ZEIT, der ebenfalls „Ist das normal?“ heißt – vielleicht kennen manche von euch ihn, ich kannte ihn nicht und fand einfach nur das Thema des Buchs spannend. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an den Verlag, die mir das Buch zur Verfügung gestellt haben!

Worum geht es?

Der Titel ist bereits ziemlich eindeutig: Es geht darum, über Sex zu sprechen. Und das nicht auf allgemeine Art und Weise, nach dem Motto „Das ist Sex und das ist dabei normal, und das nicht. Und wenn du das nicht willst, bist du nicht normal“, sondern auf eine ganz freie Art, bei dem es um den Sex geht, den eine Person will (oder gerade nicht will). In dem Buch wird eine unglaubliche Bandbreite an Themen besprochen, auf die ich auch gleich noch einmal eingehe.

Wie ist es?

Ich muss ehrlich sagen, dass ich am Anfang ein paar Befürchtungen hatte. Vielleicht kann man auch sagen, dass ich hohe Erwartungen hatte, denn ich dachte mir nur: Bitte seid inklusiv, bitte benutzt die richtigen Begriffe, sprecht nicht nur von „Männern und Frauen“, geht nicht davon aus, dass jeder Mensch Sex haben will und vieles mehr. Und was soll ich sagen – dieses Buch hat einfach alle meine Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen! Und ich habe nichts an dem Buch auszusetzen! Es sind spannende und wichtige Themen, die zwar wissenschaftlich aber doch leicht verständlich rübergebracht werden. Es ist sehr informativ, lehrreich und unglaublich interessant! Zudem hat mich besonders gefreut, wie gut strukturiert das Buch ist.

Die wohl wichtigste Message des Buchs ist, den Leser*innen zu vermitteln, dass es kein „normal“ und „nicht normal“ gibt, wenn es um Sex geht und dass jede*r ganz unterschiedliche Interessen, Vorstellungen und Vorlieben hat. Deswegen versucht das Buch auch nicht allgemeingültige Informationen oder Empfehlungen zu geben, sondern richtet sich immer an bestimmte Zielgruppen. Teilweise ist es sogar direkt auf die Leser*innen zugeschnitten, sodass es kleine Gedankenexperimente und Tipps gibt, mit denen du dich, deinen Körper und deine Sexualität besser kennenlernen kannst. Ich wette, dass jede Person noch etwas Neues aus diesem Buch mitnehmen kann (es gibt auch so spannende Diagramme und Statistiken). Dieses Buch ist wirklich für jede*n etwas! Und ich meine wirklich für jede*n! Damit ihr einmal einen Überblick darüber bekommt, wie toll und inklusiv das Buch wirklich ist, stelle ich euch hier einige Themen vor, die ich besonders wichtig und toll finde:

• Es geht erstmal um dich selbst: Wer bist du, was ist deine geschlechtliche Identität, was gefällt deinem Körper?
• Dann geht es darum: Wen findest du romantisch oder sexuell anziehend? (Vielleicht auch niemandem, Asexualität wird auch umfassend erklärt!) Was gefällt dir beim Sex, was sind deine Wünsche, wo liegen deine Grenzen?
• Was erwartest du von deinen Sexpartner*innen, wie kannst du das kommunizieren oder etwas verbessern? (und keine Sorge, dass Buch bezieht sowohl Singles als auch Paare mit ein)
• Und dann kommen ganz viele verschiedene Themen:
• Pornographie, Selbstbefriedigung
• die Anatomie und Vielfalt der Geschlechter (und es wird der Begriff Vulvalippen verwendet!)
Polyamorie
• Schönheitsideale, Intim-OPs
• Orgasmen
• Sexsucht, Pornosucht, Fremdgehen
• sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch
Verhütung, Sexuell übertragbare Krankheiten
• Online-Dating
• Probleme beim Sex
• und vielen mehr!

Mein Fazit

Ich bin wirklich mehr als begeistert von „Ist das normal?“ und habe mir auch festvorgenommen, mal in den Podcast reinzuhören! Besonders toll finde ich auch die vielen Empfehlungen am Ende des Buchs, sodass jede*r weiß, an wen er sich bei Errektionsstörungen, bei Missbrauch oder auch bei pädophilen Neigungen wenden kann und dort Hilfe bekommt. Man merkt, wie umfassend recherchiert das Buch ist und wie es einfach alle Aspekte, Geschlechter, Orientierungen und Vorlieben mit einfasst. Von mir gibt es eine volle Empfehlung für dieses spannende und so informative Buch!


Weitere Informationen

Titel: Ist das normal? Sprechen wir über Sex, wie du ihn willst

Autor*innen: Melanie Büttner, Alina Schadwinkel, Sven Stockrahm

Verlag: Beltz

Erscheinungsdatum: 11.03.2020

Seiten: 366

Noch mehr Infos zum Buch oder zu den Autor*innen und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Natsu Miyashita „Der Klang der Wälder“ – Rezension

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Im Moment habe ich eine echte Glückssträhne und habe wieder einmal ein ganz tolles Buch gewonnen! Und zwar durfte ich einen Bestseller aus Japan lesen, bevor dieser in Deutschland erscheint! Es geht um den Roman „Der Klang der Wälder“ von der japanischen Autorin Natsu Miyashita, der heute seine Veröffentlichung feiert. Und ich kann nur sagen: da kommt etwas Wunderschönes auf uns zu!

Worum geht es?

Der Roman handelt von Tomura, einem jungen Mann, der in der Schulturnhalle erstmals einem Klavierstimmer begegnet und diesem bei der Arbeit zuschaut. Und dort trifft es ihn: Er ist sofort fasziniert von dem Können des Stimmers, der Präzision seiner Arbeit und vor allem von den mitreißenden Klängen des Klaviers. Diese erinnern ihn an seine Heimat und an das Rauschen der Wälder in seiner Kindheit. Tomura beschließt also, selbst Klavierstimmer zu werden und das Handwerk zu erlernen.

Wie ist es?

Das Buch ist definitiv etwas Besonderes. Es ist nämlich nicht so, dass handlungstechnisch viel passiert. Eigentlich begleiten die Leser*innen Tomura nur auf seinem Weg, ein Klavierstimmer zu werden. Dabei erfährt man nicht viel über Tomura als Person – nichts Allgemeines über ihn, nichts über sein Aussehen, seine Familie oder seine Beschäftigungen außerhalb der musikalischen Welt. Dafür erfährt man Unmengen darüber, wer Tomura im Inneren ist – wie er sich fühlt, wenn er den Klängen eines Klaviers oder des Waldes lauscht, und seine Gedanken, wenn er konzentriert ein Klavier stimmt.

Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen – vielleicht auch gerade, weil nicht viel passiert, sondern sich das meiste Geschehen in Tomuras Kopf abspielt. Die Passagen, in denen die Musik oder die Natur beschrieben werden, sind sehr bildlich und eindrucksvoll. Der ganze Roman ist einer sehr besonderen, fast etwas mystischen Stimmung durchzogen, die sich sofort auf mich übertragen hat. Das Lesen war leise und bedächtig, intensiv, emotional und berührend.

Es fällt mir schwer, meine Eindrücke richtig in Worte zu fassen. Das ganze Buch strahlt eine unglaubliche Ruhe und Naturverbundenheit aus, der Schreibstil ist dabei sehr besonders und flüssig – und gerade über japanische Vornamen und die japanische Anrede habe ich sehr viel lernen können. Und natürlich über das Klavierstimmen selbst. Obwohl ich da kaum Vorwissen besaß und die handwerklichen und klangtechnischen Ausführungen teilweise relativ lang waren, habe ich mich keine Sekunde gelangweilt, sondern Tomuras Geschichte sehr genossen.

Mein Fazit

Ich denke, besonders Musikliebhaber*innen und Menschen, die selbst leidenschaftlich Klavier spielen – dazu gehöre ich leider nicht – finden Freude an diesem Roman. Doch auch jede andere Person, die sich auf dieses stille Abenteuer einlässt, kann sich vom Buch verzaubern lassen. Ich kann euch „Der Klang der Wälder“, der in Japan bereits ein Millionenbestseller ist wirklich von ganzem Herzen empfehlen. Er vermittelt eine so intensive Stimmung und ist etwas ganz Besonderes. Außerdem habe ich schon lange nicht mehr (oder noch nie?) einen Roman gelesen, der so poetisch war wie dieser von Natsu Miyashita, übersetzt von Sabine Mangold.


Weitere Informationen

Titel: Der Klang der Wälder

Autorin: Natsu Miyashita

Übersetzerin: Sabine Mangold

Verlag: Insel Verlag

Erscheinungsdatum: 15.02.2021

Seiten: 238

Noch mehr Infos zum Buch oder zur Autorin und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.

Jamil Jan Kochai „99 Nächte in Logar“ – Rezension

Der erste Buddyread dieses Jahr fand direkt im Januar statt, wieder einmal mit Alina von nightingowl. (Schaut euch also unbedingt auch ihre Rezension an, die findet ihr hier.) Diesmal entschieden wir uns für einen frisch erschienenen Roman, der in Afghanistan spielt: „99 Nächte in Logar“ vom Autor Jamil Jan Kochai. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an das Bloggerportal fürs Bereitstellen dieses Buches!

Worum geht es?

Es ist das Jahr 2005. Und der 12-jährige Marwand aus den USA verbringt mit seiner Familie einen Sommer in seiner eigentlichen Heimat Afghanistan. Dort in Logar erlebt er für 99 Tage, beziehungsweise Nächte, die verschiedensten Abenteuer. Auf der einen Seite: Familienfeiern, Obstbäume, Hochzeiten, Freundschaft und Lebensfreude. Auf der anderen Seite: Krieg, die Taliban, Krankheit, Tod und Verzweiflung. Und mittendrin immer: der verschwundene Hund Budabasch.

Wie ist es?

Es fällt mir schwer, meine Gedanken richtig in Worte zu fassen. Aber fangen wir erst einmal mit dem Positiven an: Das Buch bietet sehr detaillierte Einblicke in das damalige Leben in Afghanistan und wirkt dabei, soweit ich das beurteilen kann, sehr authentisch. Ich habe viel über das Land und den Krieg gelernt, genauso aber auch über die Kultur, den Glauben und das Zusammenleben als große Familie. Besonders spannend fand ich in dem Zusammenhang das Frauen-, beziehungsweise Männerbild: Bei Festen feierten Frauen und Männer oft getrennt, bei Entscheidungen hatten die Mütter häufig das letzte Wort, die Männer zeigten offen ihre Gefühle und weinten manchmal, auch hielten Jungen ganz selbstverständlich Händchen, um aufeinander aufzupassen.

Leider ist das jedoch auch schon alles, was ich Positives über das Buch sagen kann. Insgesamt fand ich es sehr schwierig, dieses Buch zu lesen und zu verstehen. Es tauchen unzählige Namen auf, bei denen ich bis zum Ende nicht durchblickte. Ich wusste nie, wer wer ist oder auch ob es sich bei einem Wort um einen Vornamen, einen Ort oder einen Gegenstand handelt. Am Ende des Buches gab es glücklicherweise ein Glossar, jedoch war mir nicht ersichtlich, welche Begriffe darin erklärt wurden. So gab es Seiten, auf denen du dreimal nach hinten blättern musstet – oder auch Seiten, bei denen du extra nach hinten geblättert hast (da das Wort kursiv gesetzt wurde), aber es dann doch nicht im Glossar erklärt wurde. Hier wären Fußnoten vielleicht die bessere Alternative gewesen.

Es fällt mir schwer, etwas Schlechtes über das Buch zu sagen, weil es sich beim Lesen eigentlich nicht wie ein Roman, sondern wie eine Autobiografie angefühlt hat. Es tauchen so viele Menschen und einzelne Geschichten in der Geschichte auf, bei denen ich mir gut vorstellen kann, dass der Autor sie selbst erzählt bekommen hat. Falls es also seine eigenen Erfahrungen sind, kann und möchte ich ihm die ja gar nicht absprechen. Betrachte ich sie doch als ein Roman, werde ich aus der Geschichte einfach nicht schlau. Es gibt keine wirkliche Handlung, oft wird in vermeintlichen Metaphern gesprochen – die jedoch aus meiner Sicht absolut unverständlich sind. Besonders das Ende des Buchs wurde immer absurder, man wusste nicht: was ist Realität und was ist Traum? Was hat das alles zu bedeuten? Und allen voran: was will mir der Autor damit sagen?

Mein Fazit

Nach dem Ende des Buchs war ich restlos verwirrt und leider muss ich wirklich sagen, ich war froh, dass ich es endlich durchgelesen hatte. Ich kam bis zum Schluss nicht in die Geschichte herein und las die Wörter mehr als sie wirklich zu verstehen. Auch gibt es noch einen Riesenkritikpunkt von mir: und das sind wieder einmal Triggerwarnungen. Durchs gesamte Buch ziehen sich sehr detaillierte Beschreibungen von Tierquälerei (bei denen ich auch einfach nicht verstehe, warum?). Das war wirklich alles andere als angenehm zu lesen. Insgesamt kann ich also leider keine Empfehlung für den Roman aussprechen, da er mich persönlich nicht überzeugen konnte. Das liegt oft wahrscheinlich auch an mir und meinem fehlenden Vorwissen – vielleicht sehen das Personen, die bereits viel über Afghanistan wissen, auf Abenteuer-Romane stehen und jede Metapher problemlos entschlüsseln können, anders. Auch wenn es wirklich ein schwieriges Leseerlebnis war, bereue ich es trotz allem nicht. Denn ich finde es einfach superwichtig, sich mehr mit Literatur zu befassen, die nicht nur aus Deutschland oder aus Europa kommt. Und irgendetwas kann man schließlich immer aus einem Buch mitnehmen (hoffentlich).


Weitere Informationen

Titel: 99 Nächte in Logar

Autor: Jamil Jan Kochai

Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence

Verlag: Penguin Random House

Erscheinungsdatum: 11.01.2021

Seiten: 320

Noch mehr Infos zum Buch oder zum Autor und eine Leseprobe findet ihr hier auf der Verlagsseite.


Luna.